Tipps für den Nachwuchstrainer

von Hagen Bublitz

Motivation ist alles:

Wir Nachwuchstrainer müssen nicht nur gute Vermittler der Technikelemente sein, können uns nicht darauf beschränken, dem Nachwuchs "irgendwie" die drei Anschläge zu erklären und diese mit ihnen zu trainieren. Bei entsprechendem Zeitaufwand lassen sich so zwar eine große Fertigkeit des Nachwuchsschützen erreichen, auch bei Wettkämpfen gute bis sehr gute Resultate erzielen.

Berücksichtigen wir Trainer aber nicht bestimmte psychische Regeln, die besonders bei Jugendlichen, die neu in den Schießsport einsteigen, zu beachten sind, werden diese Resultate keinen Bestand haben.

Hier sind wir Trainer gefordert. Wir müssen in der Lage sein, dem Sportler zu helfen, sich zu motivieren. Motivation kann jedoch nicht verordnet werden, sie muss vom Sportler selbst kommen. Wir Trainer können nur die Rahmenbedingungen schaffen.

Das fängt bei dem normalen Training im Verein an. Monotones, langweiliges Training führt dazu, dass unsere Schützlinge über kurz oder lang den Spaß am Schießsport verlieren, die Begeisterung nachlässt und wir sie letztendlich als ehrgeizige Nachwuchsschützen verlieren.

Das Training muss also so gestaltet werden, dass es zwar zielstrebig ist, der stetigen Leistungssteigerung dient. Aber der Spaß darf dabei nicht zu kurz kommen. Schießspiele, interne Wettkämpfe mit phantasievollen Bedingungen müssen auch sein, und es muss auch mal gestattet sein, keine Lust zum Training zu haben. Die damit gewonnene Zeit lässt sich sinnvoll für Gespräche, theoretischen Unterricht ausnutzen.

Positive Argumentation fördert die Leistungsbereitschaft

Die Nachwuchsschützinnen und -schützen, mit denen wir es meist zu tun haben, befinden sich in einem ständigen Lernprozess. Die Technik ist noch nicht gefestigt, das Wettkampfverhalten lässt meist noch zu wünschen übrig. Es gibt also viele Möglichkeiten, Kritik anzubringen. Und hier können leicht gravierende Fehler passieren. Es ist immer wieder zu beobachten, dass Trainer mit ihren Schützlingen nach misslungenen Trainingseinheiten, nach verlorenen Wettkämpfen hart ins Gericht gehen, ihre Belehrungen beschränken sich auf kritische Anmerkungen "Du hast falsch gestanden." "Du hast viel zu schnell geschossen!" "Du warst nicht konzentriert." "Alles, was wir vorher besprachen, hast du vergessen!" "Wofür haben wir eigentlich trainiert!"

Solche oder ähnliche – negative – Anmerkungen führen dazu, dass unser Schützling über kurz oder lang mutlos wird, den Spaß verliert. "Ich kann machen was ich will, ich kann es ihm nie recht machen!"

Und schon haben wir einen hoffnungsvollen Nachwuchsschützen weniger, sehen ihn vielleicht demnächst auf einer öffentlichen Skatingbahn, wo ihm kein Trainer den Spaß am Sport vermiest, wie er wilde Kunststücke auf dem rollenden Brett einübt.

Motivation und damit Leistungsbereitschaft und letztendlich Erfolg erreichen wir nur, wenn wir das Positive herausstreichen, das Erreichte loben und das, was es noch zu verbessern gibt, positiv rüberbringen. "Dein Anschlag ist schon wesentlich besser als beim letzten Wettkampf. Wenn du jetzt noch auf die richtige Hüftstellung achtest, wird es beim nächsten Mal noch besser. Das werden wir noch trainieren." Mit dieser positiven, zuversichtlichen Einstellung des Trainers zur Leistung des Nachwuchssportlers fördern wir die Leistungsbereitschaft desselben.

Wir müssen unseren Nachwuchs erst nehmen.

Und noch ein wichtiger Aspekt: Wir müssen unsere Schützlinge ernst nehmen, müssen alle ihre jugendlichen, individuellen Eigenschaften akzeptieren, müssen uns mit ihren großen und kleinen Problemen befassen, ihre Sprache verstehen. Wir müssen wissen, ob und welche Probleme sie in der Schule haben, müssen das Elternhaus kennen. Wir müssen ihr Vertrauen gewinnen – und erhalten –, indem wir sie als gleichberechtigte Partner anerkennen. Nur wenn uns das alles gelingt neben der Vermittlung der Schießtechnik, werden unsere Schützlinge Fortschritte machen. Möglicherweise schaffen wir so bei dem einen oder anderen Nachwuchs die Grundlage für eine große sportliche Karriere. Und was auch wichtig ist: Wir selber haben so viel mehr Spaß an unserer Trainingsarbeit.